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    Alt werden in Deutschland: Aussortiert und Abkassiert?

    25. August 2016 von Diana Heinrichs

    Wer immer sich über das Älterwerden Gedanken macht, kommt an dem Buch von Michael Opoczynski nicht vorbei. Seinen Abschied aus der ZDF-Wiso Redaktion hat Opoczynski mehr oder weniger gut verkraftet und schreibt exzellente Bücher zum Thema alte Menschen und Pflege. Sich selbst beschreibt er als Betroffener.

    Schon in den Kapitelüberschriften heißt es:

    „Dich brauchen wir nicht mehr“ oder „Du alte Gans, dich nehm‘ ich aus“ weiter „Ihr Alten putzt mal die Platte“ und „Weg mit euch, ihr gehört ins Heim“.

    Offensichtlich scheut sich Opoczynski nicht, die Dinge beim Namen zu nennen und er bringt es auf den Punkt: Wer in einer kalten und profitgierigen Gesellschaft alt wird, hat wenig zu Lachen. Wie schon in meinem Beitrag zum Ageismus kommt auch Opoczynski in seinem Buch zu dem Ergebnis, dass Ausgrenzung und Diskriminierung bereits aufgrund des Alters bei der Jobsuche der Golden bzw. Silver Ager beginnt und sich dann logischerweise auch im Rentenalter fortsetzt. Beginnt die Wahrheit über das Altern etwa tatsächlich mit der Bestellung des Seniorentellers?

    Opoczynski schreibt auch, dass alte Menschen eigene Vorstellungen über das Leben haben und aktiv am Leben teilhaben wollen. Das ist weit von der Realität der Pflegeheime oder häuslichen Pflege entfernt.

    Die Realität sieht doch so aus, dass Teilhabe am Leben für alte Menschen, auch wenn sie zu Hause bleiben können, ein unendlicher Kampf gegen die Welt „da draußen“ ist. Sie erhalten von ihren Bankberatern Angebote, sollen als 90-Jährige noch Bausparverträge abschließen, gedacht als Nachlass für die Enkelkinder, Ansparzeit: 20 Jahre oder eine Einmalzahlung. Wenn’s mit dem Geldabzählen nicht mehr so richtig klappt kostet ein kleines Brot auch schon mal 30 Euro. Opoczynski spricht vom „Krieg der Generationen“ und hat genau dazu einen Blog eingerichtet.